Was ist eine Gonarthrose?
In Anlehnung an die Coxarthrose beschreibt die Gonarthrose die Abnützung des Kniegelenkes.
Welche Menschen sind von einer Kniegelenksarthrose (Gonarthrose) betroffen?
Die Gonarthrose ist die am häufigsten auftretende Arthrose. Je nach Ursache wird auch beim Kniegelenk eine primäre von einer sog. sekundären Arthrose unterschieden. Neben dem Übergewicht als einem der wesentlichsten Risikofaktoren für die Entstehung einer Gonarthrose stellt vor allem eine Achsfehlstellung (X- oder O-Bein) einen weiteren Risikofaktor dar. Je nach Ort der Abnützung (Innen- oder Außenseite des Kniegelenkes) in Kombination mit einer begleitenden Fehlstellung spricht man von Valgus- (X-Bein und Abnützung an der Außenseite des Kniegelenkes) oder Varus-gonarthrose (O-Bein mit Abnützung an der Innenseite des Kniegelenkes)
Bei vielen Patienten ist auch das sogenannte femoropatellare Gelenk (retropatellare Gleitlager) – also das Gelenk zwischen der Kniescheibenrückfläche und der Vorderseite des Oberschenkels – betroffen.
Symptome – wie äußert sich eine Arthrose des Kniegelenks?
Typisch für die klassische Abnützung oder Degeneration des Kniegelenkes sind zunächst belastungsabhängige Schmerzen. Diese sind vor allem bei den ersten Schritten bemerkbar, man spricht in diesen Fällen auch von sog. Anlaufschmerzen. Zudem kann es auch immer wieder zu Ergussbildungen kommen. Im weiteren Verlauf kommt es zunehmend zu einer Bewegungseinschränkung und auch zu Ruheschmerzen. Trotz steter Zunahme der Abnützung sind die Beschwerden doch eher wechselnder Intensität. Es gibt also sog. „gute“ und „schlechte“ Tage.
Diagnose:
a.) Untersuchung
Bei der klinischen Untersuchung können durch einfache Betrachtung größere Achsfehlstellungen des Kniegelenkes festgestellt werden. Weitere Anzeichen eines arthrotischen Kniegelenkes sind Druckschmerzen am Gelenkspalt, Schwellungen bzw. Überwärmungen sowie teilweise knirschende Geräusche beim Durchbewegen des Gelenkes.
Massive Bandlockerungen aufgrund der Arthrose können auch Instabilitäten mit einem unsicheren Gangbild hervorrufen. In fortgeschrittenen Fällen kann es auch zu einer deutlichen Streck- und Beugehemmung des Kniegelenkes kommen.
b.) Röntgen
Die Röntgenaufnahmen werden in zwei Ebenen durchgeführt. Bei noch unklarem Knorpelzustand kann im Anschluss auch eine magnetresonanz-tomographische Untersuchung erfolgen. Diese bringt zusätzliche Informationen über den Schädigungsgrad des Knorpels im Gelenk mit sich.
Therapie:
Anfangs steht die lokale Therapie im Vordergrund. Ziel dieser ist es das gereizte Kniegelenk wieder beweglich zu machen. Lokal abschwellende Maßnahmen wie Eis und Topfen sowie die Einnahme von schmerz- und entzündungshemmenden Substanzen sollten in dieser Phase Anwendung finden. Gelegentliche Infiltrationen können ebenfalls hilfreich sein. In der reizfreien Phase kann eine sog. Viskosupplementation, also ein Gelenksschmierenersatz mit Hyaluronsäure, welche in das Gelenk gespritzt wird, angedacht werden. Alternativ kann bei jungen Menschen auch eine ACP (autologes conditioniertes Plasma) in Erwägung gezogen werden.
Des Weiteren ist ein Muskelaufbau der Oberschenkelmuskulatur nötig, da ein kräftiger Muskel zu einer Entlastung des Kniegelenks führt. Weitere Therapiemaßnahmen sind eine physikalische Therapie.
Bei Achsfehlstellungen kann diese ggfs. mit Einlagen teilweise korrigiert werden. Eine solche Maßnahme ist wenn überhaupt allerdings nur sinvoll, wenn diese regelmäßig getragen werden.
Operative Therapie
Die operative Therapie der Kniegelenksarthrose ist heutzutage eine Standardtherapie und kann getrost als Routine bezeichnet werden.
Bei stark fortgeschrittener Arthrose des Kniegelenks ist der künstliche Kniegelenksersatz die Therapie der Wahl. Je nach Schweregrad der Abnützung sowie dem Zustand des Kapselbandapparates können unterschiedliche Prothesen mit unterschiedlichem Koppelungsgrad (vom reinen Oberflächenersatz bis hin zur achsgeführten Knieendoprothese) zum Einsatz kommen. Sollte nur ein Abschnitt des Gelenkes von der Abnützung betroffen sein (mediales oder laterales Kompartment), so kann auch eine sog. Schlittenprothese (unikondylärer Ersatz) implantiert werden.
Minimal invasive Zugänge, welche sich im Rahmen der Hüftendoprothetik in letzter Zeit mehr und mehr als Standard durchsetzen, haben in der Knieendoprothetik bislang keinen nennenswerten Verbesserungen gebracht. Dennoch sollte die Implantation so schonend wie möglich durchgeführt werden. Die unterschiedlichen Zugänge, welche alle von vorne durchgeführt werden (Midvastus, Subvastus, Quadsparing, etc….) sind in der Regel vergleichbar. Auch Innovationen wie Navigation und sog. Patient specific Instumentationen (PSI) Techniken haben bislang zumindest in der wissenschaftlichen Literatur noch keine wesentliche Verbesserung der Knieendoprothetik gebracht, trotzdem stellen diese Techniken eine interessante Innovation dar, die es im Einzelnen zu besprechen gilt. Über die unterschiedlichen Prothesentypen, Zugänge und Vor- und Nachteile derselben informiere ich Sie gerne in meiner Ordination.
Wie schaut die postoperative Rehabilitation aus?
In der unmittelbaren postoperativen Phase liegt das Hauptaugenmerk auf Schmerzreduktion und Abschwellung. Zeitgleich wird darauf geachtet die Beuge- und Streckfähigkeit des operierten Kniegelenkes möglichst schnell wieder herzustellen. Dies erfolgt teils aktiv mit Hilfe der Physiotherapie und teils passiv mit sog. Motorschienen (CPM -continuous passive motion . In der nächsten Phase erfolgt ein sukzessiver Aufbau der Muskulatur mit dem Ziel ein aktiv belastbares Kniegelenk zu erhalten. Die Verwendung von Unterarmstützkrücken empfehle ich in der Regel für 4 – 6 Wochen, wobei je nach Stand- und Gangsicherheit von diesen Zeitvorgaben abgewichen werden kann.